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V.
Griechenlands Erbebung und Wiedergeburt. Nuland und die Trkei.
Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) hatte das bildungsfeindliche Volk der Osmanen den Sdosten Europas in Besitz genommen und sich in die Reihe der europischen Staaten eingezwngt. Aber die beiden Volkselemente, Er-oberer und Besiegte, waren niemals zu einem eigentlichen Staate verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache, Sitte und Charakter; Barbarei und Despotismus aus der einen Seite, Freiheitsdrang und Bildungstrieb auf der anderen muten sich gegenseitig abstoen. Mehr als viertehalb Jahrhunderte seufzten die Griechen, die, wenn auch mit Elementen slavischer Stmme vermischt, doch zum Theil als unmittelbare Nachkommen der Hellenen zu betrachten sind, unter trkischem Joche. Alles Rechtsschutzes beraubt, sahen sie Frauen und Tchter, Hab' und Gut der rohen Gewalt preisgegeben, ohne da das Freiheitsstreben in ihnen erloschen wre. Die Geschichte erwhnt mancher Befreiungsversuche des unglcklichen Volkes, das, oft ein Opfer tuschender Ver-sprechungen und trgerischer Hlfe, seine Erhebungen stets unter schrecklichen Folgen scheitern sah, den Blick bald nach dem glaubensverwandten Rußland, bald nach dem in ver-jngter Kraft erstehenden Frankreich und seinem jugendlichen Helden Bonaparte gerichtet.
Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fate der Kaufmann Rhigas, aus Pher in Thessalien gebrtig und in Bukarest ansssig, ein Freund der abendlndischen Literatur, den khnen Gedanken, sein unterdrcktes Vaterland vom trkischen Joche zu befreien. Seine Hoffnungen waren dabei auf Bonaparte gerichtet, in dem damals noch viele Zeitgenossen den Vorkmpfer der Freiheit erblickten. Rhigas begab sich nach Wien, um die dort wohnenden Griechen fr seinen Plan zu gewinnen, von da nach Trieft, um mit Bona-parte persnlich zu unterhandeln. Aber ein feiger Freund verrieth ihn der streichischen Regierung, die in Rhigas nur einen unruhigen Kopf" sah und ihn seinem rechtmigen Herrn", dem Sultan, auslieferte. In Belgrad erlitt Rhigas eine entsetzliche Todesstrafe: er wurde zwischen zwei Brettern
Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 4
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Extrahierte Personennamen: Rhigas Rhigas
Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Europas Frankreich Thessalien Bukarest Wien Rhigas Belgrad
F
Vorwort zur ersten Auflage.
Vorliegendes Bndchen behandelt die geschichtlichen Er-eignisse von 1815 bis 1868 in hnlicher Weise, wie dies mit der altln, mittlen und neueren Geschichte in den vorher-gehenden Th'ellengeschehen 'ist,jedoch mit dem Unterschiede, da, obgleich biographische Bemerkungen bei den ausgezeichnet-sten Persnlichkeiten keineswegs fehlen, die biographische svorm im Ganzen aus einem fr den Sachverstndigen leicht erficht-lichen Grunde /mfgeaeben werden mute. Der gewaltige Stoff zerfllt in m3?t willkrlich gemachte, sondern wenigstens fr die uns zunchst angehenden Staaten Europas von der Geschichte selbst gegebene Zeitrume, dergestalt, da das. Ende eines jeden durch eine Katastrophe gebildet wird, welche die vorige Aera abschliet und zugleich die neue . <7 einleitet. Diese Katastrophen sind die Jmi^M^ition, die /. Februarrevolution und das Jahr 1866.. Die wichtigsten Er- j scheinungen in den att߫rqiro^Mchen Staaten sind theils bei den betreffenden europischen Hauptstaaten, theils in einem eigenen Abschnitte axa Schluff^-^smiches. bercksichtigt worden. Der Grad der Ausfhrlichkeit richtete sich nach dem hheren oder geringeren Interesse der zu erzhlenden Begebenheiten.
Eine zusammenhngende Darstellung der Periode von 1815 an kann nicht der das Jahr 1867 hinausreichen; doch habe ich es versucht, der die wichtigsten Momente von 1867 bis . 1869 die notwendigsten Notizen zu geben, die freilich um so mehr unvollstndig sein muten, als hier die Grenze in der Auswahl des Stoffes noch schwankend ist. So steht dieses fnfte Bndchen meiner Erzhlung auch selbststndig als ein Abri der Geschichte der neuesten Zeit" da. Mge dem anspruchslos auftretenden Wcrkchen, bei dessen Bearbeitung anerkannte Hlfsmittel zu Grunde lagen, und fr welches ich mir einerseits eine reifere Jugend hherei Lehranstalten, andrerseits Gebildete berhaupt, die ein allgemeineres historisches Bedrfni zu befriedigen wnschen, als Leserkreis dachte, eine gnstige Aufnahme finden! So viel steht fest, da der geschichtliche Stoff der Zeit von 1815 bis 1867 jedem Darsteller grere Schwierigkeiten entgegenstellt, als irgend eine der frheren Perioden. )
Rinteln. ". / Dr. Stacke.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Die zweite Auflage dieses Buches, das sich einer Reihe gnstiger Beurteilungen zu erfreuen hatte, ist durch eine be-reits vor lngerer Zeit nach verschiedenen greren und klei reren Werken, wie nach dem Staatsanzeiger" abgefate
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frherer Reichsstnde zusammengesetzt war, waren die alten Verfassungen während der Zeit des Rheinbundes untergegangen, der Groherzog Karl Friedrich hatte zwar unumschrnkt, aber zur groen Zufriedenheit seiner Unterthanen regiert. Nach seinem Tode entstand aber durch Steuerdruck und Ver-schwendung des Hofes eine solche Mistimmung unter der Bevlkerung, da die Pfalz ihre Wiedervereinigung mit Baiern, der Breisgau die Rckkehr unter streichische Herrschaft drin-gend verlangten; auerdem machten Unsicherheit in der Erbfolge den Bestand des Groherzogthums eine Zeit lang schwankend. Aber der Wiener Congre entschied sich aus politischen und militrischen Grnden fr die Fortdauer desselben in seinem damaligen Umfang, um gerade an dieser Grenze Deutschlands nach Frankreich hin einen zusammenhngenden Staat von einiger Bedeutung zu haben. Da sich das Volk fr eine den Gesammtstaat umfassende Constitution aussprach, so ertheilte endlich nach langem Zgern Groherzog Karl am 22. August 1819 eine Verfassung mit zwei Kammern. Die erste Kammer gestattete zwar denmediatisirten groe Vorrechte, sicherte aber auch der zweiten Kammer das Recht der Steuerbewilligung und Antheil an der Gesetzgebung. So kam es, da Vorzugs-weise in Baden der Kampf um politischen Fortschritt am hef-tigsten entbrannte.
Im Groherzogthum Hessen-Darmstadt verstand sich, um einem Ausbruch der allgemeinen Unzufriedenheit zuvorzukommen, Groherzog Ludwig I. am 28. Mrz 1819 zur Ertheilung einer Verfassung, die jedoch erst spter einige freisinnige Bestimmungen , wie Steuerverwilligungsrecht und Verantwortlichkeit der Minister, erhielt.
Endlich bestand auch in Nassau seit dem 2. Sept. 1814 eine Verfassung, welche die wesentlichsten Volksrechte gewhr-leistet.
Nach dieser kurzen Rundschau der das Verfafsungs-wesen in den Einzelstaaten folgen wir der Entwickelung der politischen Bewegung in Deutschland berhaupt.
Wenn die Welt gehofft hatte, da nach Napoleons Sturz eine Zeit des Friedens und des Glckes eintreten werde, so
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Extrahierte Personennamen: Karl_Friedrich Karl Friedrich Karl Karl August Ludwig_I. Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbundes Baiern Deutschlands Frankreich Groherzogthum_Hessen-Darmstadt Nassau Deutschland Napoleons
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in allen Zweigen der Verwaltung ein neuer und frischerer Geist. Whrend Castlereagh England zu einer Dienerin der Metternich'schen Politik gemacht hatte, sollte es unter Can-nings Leitung wieder eine selbststndige Stellung einnehmen. Er stellte den Grundsatz auf, da jedes Volk seine inneren Verhltnisse selbst zu ordnen habe und war deshalb ein Feind der europischen Interventionen; die Anerkennung der sd-amerikanischen Freistaaten, die Absendung eines Hlfsheeres nach Portugal (1826), die Untersttzung der Griechen sind glnzende Beweise seiner vlkerfreundlichen Politik. Aber auch im Innern zeigten sich Erleichterungen; er milderte die drcken-den Korngesetze, er bestimmte hinsichtlich der Sclaverei in den englischen Kolonien, da die Sclaven durch geistige und sitt-liche Bildung ihrer gnzlichen Befreiung entgegengefhrt, der Sclavenhandel aber der Seeruberei gleich geachtet und mit dem Tode bestraft werden sollte. Eben so arbeitete er an der Emandpation der Katholiken und wrde gewi noch eine Reihe von Reformen ins Leben gerufen haben, wenn er nicht, von der Anstrengung der Arbeiten erschpft, schon am 8. August 1827 dem Tode erlegen wre. Er hinterlie den Ruhm, einer der besten und grten Staatsmnner der neueren Zeit ge-Wesen zu sein.
Die Ministerien des Lords Goderich und des Grafen Lyndhurst bezeichnen nur kurze Uebergangszustnde; es folgte ihnen das toristische Ministerium des Herzogs von Wellington. Obschon Castlereagh's Grundstzen huldigend, besa er doch politische Einsicht genug, um sich dem durch Canning's Verwaltung ins Leben getretenen Geiste der Zeit nicht zu ver-schlieen. Er schaffte nicht nur 1828 die Testacte ab, die alle Katholiken von allen hheren Staatsmtern ausschlo, sondern nahm auch die Lsung der Katholikenfrage in seine Hand.
Diese Frage war von besonderer Wichtigkeit fr Irland, wo die Katholiken die berwiegende Mehrzahl bildeten. Die Iren, von den Englndern schon durch Stammesunterschied getrennt, befanden sich seit Jahrhunderten im Zustande der Unterdrckung und vergalten den Briten mit unvershnlichem Haffe, da diese in den Augen der Eingeborenen stets als Fremde erschienen. Der Grund und Boden war frhe in die
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Feindseligkeiten bten, wurde ein neuer Krieg Englands und Frankreichs nthig, um den Uebermuth und die Treulosigkeit des himmlischen Reichs der Mitte" noch schrfer zu zchtigen (1860). Die Verbndeten eroberten die Peiho-Forts und drangen bis Peking vor, wo die Franzosen den kaiserlichen Sommerpalast ausplnderten, und erzwangen einen Frieden, der das abgeschlossene Reich in den europischen Verkehr hineinzog. Japan hatte bereits 1854 seine Hfen den Eng-lndern und bald darauf auch anderen Nationen geffnet.
Auch in Amerika, Afrika und Australien nahm das bri-tische Colonialwesen einen gnstigen Fortgang. Unter-Canada, dessen Bevlkerung zum groen Theil franzsischen Stammes ist, drohte mit Losreiung, wurde aber durch die den Cana-diern verliehene Verfassung von 1840 zur Ruhe gebracht. Im Caplande erweiterte sich die britische Herrschaft immer mehr und evangelische Missionsstationen sorgten fr die Ver-breitung des Christenthums. In Neuholland, Vandiemens-land erfreuen sich die britischen Colonien einer raschen Ent-Wickelung, nur tritt die Entdeckung der reichen Goldschtze den Fortschritten hherer Bildung strend in den Weg.
Xiv.
Die Trkei. Sultan Mahmud n. und Mehe-med Ali, Viceknig von Aegypten. Rulands Panslavismus. Antagonismus zwischen Rußland und England.
Nach dem Frieden von Adrianopel (vgl. V.) hatte sich Sultan Mahmud Ii. die Aufgabe gestellt, das Heer nach europischer Weise zu organisiren und eine durchgreifendere Ordnung in allen Zweigen der Verwaltung einzufhren, in der Ueberzeugung, da ohne solche Reformen das trkische Reich seiner Auflsung unaufhaltsam entgegengehen msse. Zunchst galt es, die aufrhrerischen Albanesen und Bosnier, die ihm im Kriege gegen Rußland nur geringe Hlfe geleistet hatten, zu unterwerfen. Das gelang endlich seinem Gro-vezier Reschid Pascha, der eben so durch Schlauheit wie durch
10*
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Extrahierte Personennamen: Mahmud Ali Rulands_Panslavismus
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreichs Peking Japan Amerika Afrika Australien Unter-Canada Caplande Christenthums Neuholland England
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der Hhe der geistigen Bilbung und den staatlichen Einrich-tungen herausgestellt, der eine innere Unruhe und Unzufrieben-heit mit dem Bestehenben hervorrief. Zwar bot die Verwaltung viele ausgezeichnete Seiten bar, aber um so tiefer wrbe es ernpfunben, ba Preußen, der grte reinbeutsche Staat, stch noch mit mittelalterlichen Provinzialstnben begngen mute, whrenb Mittel- und Kleinstaaten constitutionelle Ver-fasiungen besaen. Die Februarrevolution frberte auch hier den Ausbruch der lange verhaltenen Mistimmung.
In der ersten Hlfte des Mrz wrben in Berlin vor den Zelten Versammlungen abgehalten, um der die Wnsche des Volkes zu berathen, die in einer Petition an den König ausgesprochen werben sollten. Beim Nachhausegehen aus der letzten Versammlung (13. Mrz) kam es zwischen einzelnen Volkshaufen und Militrpatrouillen zu einem Zusammensto, der nicht ohne Verwunbungen ablies. Solche Auftritte wie-herholten sich, und am 15. Mrz machte das Militr zum ersten Male von der Schuwaffe Gebrauch, whrenb das Volk stch mit Steinwrfen zur Wehr setzte. Die Erbitterung der Menge gegen das Militr stieg, und die Nachricht von der atn 13. Mrz Statt gehabten Erhebung Wiens znbete wie ein Blitzstrahl. Am 16. Mrz kam es abermals zu einem blutigen Zusammensto, und die Wahrscheinlichkeit eines heftigen Kampfes trat immer brohenber hervor. Am 17. Mrz traf eine Deputation aus Kln in Berlin ein, welche Umgestaltung des preuischen Staatslebens im Sinne der Freiheit verlangte. Der König erklrte sich mit den vorgetragenen Wnschen einverstanben. Eine neue Deputation von Berlin am 18. Mrz warb vom König mit Geneigtheit empfangen und brachte die Gewhrung ihrer Wnsche zurck. Die Volks-menge nahm vor dem Schloplatze und in bessen Nhe von Stunbe zu Stunbe zu. Gegen zwei Uhr hie es, die vom Könige gemachten Zusagen wrben in zwei Patenten als Extrablatt der Allgemeinen Preuischen Zeitung ausgegeben, ^le enthielten Aufhebung der Censur, Einberufung des Ver-einigten Lanbtags zum 2. statt zum 27. April, Umgestaltung des deutschen Bunbes in einen Bunbesstaat und freie 33er-Mung. So waren alle Wnsche des Volkes vom König bewilligt. Dte freubig bewegte Menge brckte dem König ihre
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und demokratische Wahlformen ausgesprochen waren. Da aber dieser Entwurf keine Partei befriedigte, so gab dessen Verwerfung den Anhngern des Sarner Bndnisses den Plan zu einer Gegenrevolution an die Hand, Alt-Schwyz, wo der reactionre Oberst Abyberg den Schild erhob, suchte sein ab-gefallenes Auer-Schwyz, Basel-Stadt sein untreues Basel-Land mit Waffengewalt wiederzugewinnen. Aber die Tages-satzung traf Maregeln, diesem Treiben entgegenzutreten und hatte bald 20,000 Mann unter Waffen. Basel-Stadt und Alt-Schwyz muten sich unterwerfen und der Sarnerbund sich auflsen. Am 17. August 1833 wurden Basel-Stadt und Basel-Land als besondere unabhngige Kantone anerkannt, und das Staatsvermgen, das Kriegsmaterial, selbst das Universittsgut unter ihnen getheilt. Zwischen Alt-Schwyz und Auer-Schwyz wurde die frhere Einheit hergestellt.
In der Folge wurde das Heeres- und Zollwesen fr die Gesammtheit der Kantone geordnet. Sonst kam es zu keiner Neugestaltung der Bundesacte, und Ruhe und Eintracht fanden auch jetzt in der Schweiz keinen Boden. Religise Ghrung zwischen der orthodoxen und rationalistischen Partei des Protestantismus, die von den Ultramontanen genhrt wurde, lieen keinen Frieden aufkommen; dazu kamen Zer-Wrfnisse mit den Nachbarstaaten Wegen der Aufnahme so vieler politischer Flchtlinge, welche die Schweiz zu einem Heerde revolutionrer Umtriebe machten.
Die religisen Kmpfe nahmen ihren Fortgang. Da die Jesuiten in Freiburg und Wallis bedeutende Erziehungs-anstalten hatten, durch welche die Spannung erhht wurde, so beschlossen sieben Kantone in einer Conferenz zu Baden, die Kirche der Staatsgewalt unterzuordnen, und diesem Beschlsse gem wurden die Klster in Aargau unter weltliche Verwal-tung gestellt. *) Als dagegen von Seiten der Ultramontanen Widerstand erhoben wurde, verfgte die radicale Regierung
*) In Zrich veranlate die Berufung des Dr. Strau, des Verfassers des Leben Jesu" (worin die in den Evangelien berlieferte Lebensgeschichte Jesu als Mythe dargestellt wird), als Lehrer der Sog-matit an der Universitt solche Ausregung (1839), da die Berufung sistirt werden mute.
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ftitutionen des Auslandes fern zu halten. Das Streben des herrschenden Systems, einen Zustand vlliger Erstarrung und Versumpfung zu schaffen, war gescheitert. Die gebildeten Klassen fhlten die Demthigung der politischen Nichtigkeit, zu der sie verurtheilt waren, die Massen waren gereizt durch die herabwrdigende Behandlung, der sie von Seiten der Polizei und Verwaltung unterworfen waren. So glomm das Feuer unter der Asche. Der Sturm der Februarrevolution entflammte den verborgenen Brand zur hellen Lohe an, die um so greller leuchtete, je schwerer und lnger der Druck hier gewhrt hatte. Dazu kam die Ghrung im benachbarten Ungarn, wo Ludwig Kossuth, der geistvolle und beredte Agitator der Magyaren, im Reichstag zu Pesth (3. Mrz) in einer ebenso glnzenden als leidenschaftlichen Rede der den er-stickenden Dampf des tdtlichen Windes" redete, der aus den Bleikammern des Wiener Regierungssystems, Alles nieder-drckend, lhmend, vergiftend etnherwehe".
In Wien erhob sich die akademische Jugend, die sich bis dahin kaum um politische Angelegenheiten bekmmert hatte, jetzt aber ein Hebel der neuen Bewegung wurde. Am 12. Mrz wurde dem Kaiser eine Petition berreicht, in der die Forderungen der Zeit, besonders Pre-, Lehr- und Lern-freiheit, ausgesprochen waren. Auch unter den zahlreichen Fabrikarbeitern herrschte die grte Ghrung. Am 13. Mrz wurde der niederstreichische Landtag erffnet; zugleich versammelten sich gegen 2000 Studenten der verschiedensten Nationalitten in der Universitt (Aula), um zu erfahren, wie der Kaiser die Petition vom vorigen Tage aufgenommen habe. Da erscholl unter der aufgeregten Menge der Ruf: Nach dem Landhaus!" (Stndehaus). Der Zug wurde sogleich angetreten, dichtgedrngte Schaaren strmten nach, das Volk mehrte sich fortwhrend, Unruhe und Spannung wuchsen. Man verlangte den Rcktritt Metternichs und Einfhrung freisinniger Institutionen. Whrend der Hof mit der Gewhrung der Forderungen zgerte, begann die erbitterte Menge im Landhause Alles zu zerschlagen und zu verwsten. Darber kam es zu einem Zusammensto mit dem Militr, wobei eine Anzahl von Personen gelobtet und verwundet wurde, ohne da es gelang, die unruhige Menge zu zerstreuen.
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liche Vernderung eintreten zu lassen. Alexander ging mit dem besten Beispiel voran: er erklrte alle Leibeigenen seines Hauses fr frei und berlie ihnen die von ihnen bebauten Gter unentgeltlich. Am 17. Mrz 1861 wurde das Manifest der die Aufhebung der Leibeigenschaft in allen Kirchen verlesen. Die Ausfhrung geschah mit eben so vieler Einsicht als Energie, und weder der Widerstand des in semen Ein-fnften geschmlerten Adels, noch die Aufstnde der Bauern, die lieber ohne alle Ablsung frei werden wollten, konnten den Kaiser in der Ausfhrung eines Planes hemmen, der auf die Eivilisation Rulands von unberechenbarem Einflu fein mute.
Whrend Kaiser Nicolaus gegen die Polen einen furchtbaren Druck ausgebt hatte, war der edelmthigere Alexander Ii. geneigt, eine vershnliche Politik gegen sie zu befolgen. Mehrfache Verbesserungen in der Verwaltung, auf geistigem und materiellem Gebiet, wurden theils ausgefhrt, theils vorbereitet. Aber diese Versuche, die Polen mit ihrem Schicksal auszushnen, scheiterten, da diese Nation in der Erinnerung an ihre ehemalige Gre und Selbststndigkeit ein Recht zu haben glaubte, ihr Reich in seiner alten Ausdehnung, wie es vor 1772 bestanden, wiederherzustellen. Die Hoffnungen der Polen auf Verwirklichung dieses Zieles erwachten um so str-fer, als in Italien das Nationalittsprincip den Sieg er-rungen hatte, und man verlie sich darauf, da Frankreich, wie fr Italien, so auch fr Polen als natrlicher Beschtzer der Nationalitten auftreten werde. Schon feit dem Winter
1860 auf 1861 stieg die Ghrung immer mehr und Kund-gebungen religis-nationaler Art blieben nicht ohne Eindruck auf den feurigen Charakter des Polen. Wallfahrten nach dem Schlachtfelde von Grochow am Jahrestage der Schlacht (25. Febr. 1861), Anlegung von Trauerkleidern und natio-nalen Farben, Trauergottesdienst fr den in Paris verstorbenen Fürsten Czartoryski und fr die bei einzelnen Aufstnden Ge-fallenen, schrten die Gluth der politischen Leidenschaft. Da solche Demonstrationen nicht aufhrten, wurde im October
1861 der ganz Polen der Belagerungszustand verhngt; zahlreiche Verhaftungen kamen vor, sogar in den Kirchen, wo man revolutionre Lieder sang, und viele Schuldige wanderten
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Nicolaus Alexander_Ii Alexander Grochow
Extrahierte Ortsnamen: Rulands Italien Frankreich Italien Polen Paris
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Nordamerika, wo so viele ihre Heimath gefunden, richteten ihre Blicke mit inniger Theilnahme auf das deutsche Vater-land, dessen innere Gestaltung unter Preuens Hegemonie einen jugendlich krftigen Aufschwung nahm. Auch die frem-den Mchte zollten der inneren Entwickelung des deutschen Bundes und seiner rastlosen Thtigkeit auf dem Gebiete der Freiheit und Ordnung ihre Anerkennung und schpften daraus die eberzeugung, da in der deutschen Volkskraft keine Ge-fhrdung, sondern eine starke Sttze des allgemeinen Friedens zu erkennen sei. Der Bevlkerung derjenigen Staaten, welche durch die Ereignisse des Jahres 1866 der preuischen Monarchie einverleibt waren, ward fortan die Aufgabe, ihre frhere kleinstaatliche Selbststndigkeit zu vergessen und sich immer mehr als natrliche Glieder des groen Staats-organismus fhlen zu lernen, der sie in sich aufgenommen hatte. Sogar in den Staaten, welche gegen Preußen die Waffen getragen, verschwand die feindselige Stimmung und machte der Sehnsucht Platz, da die Mainlinie nicht lnger mehr Nord- und Sddeutschland scheiden mge. Freilich blieb in Sddeutschland immer noch eine Partei, welche die kleinlichen Sonderinteressen der einzelnen Staatsgebiete der Ver-wirklichung der groen patriotischen Ideen vorzog, aber diese particularistische Richtung mute immer mehr zurcktreten und war so klein und unbedeutend, da sie sich der lebenskrftigen Strmung des groen Ganzen nicht entgegen zu stellen vermochte. Wie in Preußen selbst in Folge der glnzenden Siege des Jahres 1866 alle Mistimmung gegen die Re-gierung verschwand, so schien auch Oestreich, dessen Kaiser anfnglich durch die Berufung des bisherigen schsischen Premierministers von Beust zum Kanzler in seiner feindlichen Stellung gegen Preußen und den Nordbund beharren zu wollen drohte, allmhlich in vershnliche Bahnen einzu-lenken. *)
*) In Oestreich, wo von Beust als Ministerprsident, spter als Reichskanzler auftrat, begann in Folge des unglcklichen Krieges eine Wiedergeburt des gesammten Staates in liberaler Richtung, Die ungarische Verfassung wurde wieder hergestellt, und im Juni 1867 fand die feierliche Krnung des Kaisers Franz Joseph als Knigs von Un-
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Beust Franz_Joseph Franz